26.05.2020

Review: Birds of Prey

Ich lese keine Comics. Was in Comics passiert ist mir egal.

Wo waren wir? Mir persönlich geht die "In your Face"-Emanzipation in Filmen, die sich nicht im Kern ihrer Geschichte damit auseinandersetzen, durchaus auf die Nerven. Diese ist in meinen Augen auch das größte Problem von Birds of Prey.
Ich wünsche mir meine Actionheldinnen wirklich emanzipiert. Ich finde es schlimm, wenn sie sich andauernd erklären müssen, weil es ein Drehbuch so will.
Also bitte mehr Fuiosas (Mad Max Fury Road) und mehr Ripleys (Alien, 1979!).
So wirken auch hier viele der Anspielungen wie ein künstlicher, erhobener Zeigefinger, um im Gespräch zu bleiben, z.B. die Date Rape Entführung oder die Polizistin, die immer hinter einem Mann hängen bleibt. Leider passt das einfach nicht in die surreal-ironische Welt von Harley Quinn. Auch ohne diese Voiceovers und Setpieces schafft der Film, einen für Actionfilme interessanten weiblichen Charakter, die keinen Mann an Ihrer Seite benötigt.

Wäre es nicht schöner, wenn wir starke Frauen in Filmen einfach als normal vorgesetzt bekommen würden? Weil es eigentlich keinen Grund gibt, weshalb das erklärt werden müsste.

Der Film funktioniert in sich eigentlich ganz gut. Harley trennt sich aus der ungesunden Beziehung mit dem Joker und muss wieder Fuß fassen. Sie lernt, dass sie niemand anderen braucht, um durchzukommen und am Ende lernen alle Hauptcharaktere, superheldenfilmstandardmäßig, dass es wichtig ist, im Team zu arbeiten. Das Ganze funktioniert genauso gut wie in allen anderen Marvel oder DC Filmen.

Erfrischend sind auch die Bösewichte (alles Männer), die endlich mal wieder keinen "Weltuntergangsplot" verfolgen, sondern durch verschiedene "normale" Motivationen in den Plot verwoben werden. Es geht viel um Rache und um Geld. Es sind begreifbare Arschlöcher, deren Ableben für meinen Geschmack zu unspektakulär in Szene gesetzt wurde.

Erfrischend ist auch das das, vermutlich durch das geringere Budget, nicht wieder wie ein Marvel Computerspiel aussieht. Die Settings sind stimmig und atmosphärisch gut in Szene gesetzt. Lediglich der alte Vergnügungspark, auf dem das Finale
stattfindet, wirkt künstlich und holte mich ein wenig aus der Stimmung heraus. Insgesamt erinnerte mich das ganze ein wenig an den Look der alten Burton Batmans.

Am Ende ist dabei etwas entstanden, was mehr Herz hatte als beispielsweise Deadpool. Ich glaube das Comicnerds in 20 Jahren an Birds of Prey mehr Freude haben werden, als an Deadpool. Es steckt einfach mehr Persönlichkeit und mehr Zeitgeist in dem Film.

Wer sich schon immer eine guckbare Version von Tank Girl gewünscht hat, sollte dem Film eine Chance geben. Insgesamt ist es kein Meisterwerk, aber durchaus ein kurzweiliger (1 Stunde 40) Ausbruch aus der Coronalangeweile.

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Dieses Review wurde in ähnlicher Form auch auf meinem Letterboxd Account gepostet.
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